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 Tipps und Tricks fürs Vampirrollenspiel
rabenaas Offline




Beiträge: 127

25.11.2009 17:38
RE: Der private Vampir Antworten

(übertragen aus dem alten Forum)

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

Ich würde mich gerne mal über ein Thema unterhalten, mit dem ich seit jeher gewisse Probleme habe, was ich aber an sich trotzdem als sehr essentiell für einen Charakter halte: sein Privatleben. Ich habe immer schon große Schwierigkeiten gehabt, mir vorzustellen, wie meine Charaktere ihr kleines Bisschen Freizeit gestalten, ihnen Hobbys und Interessen zu geben, die den Charakter noch unterstreichen. Vielleicht hat einer von euch erfahrenen Spielern und Spielleitern da ein paar Tipps oder Anregungen parat.

Andi, Berlin



Da wirfst du ein enorm gutes, wenn nicht sogar mit das wesentlichste Thema auf: Der Vampir außerhalb von Clan, Bund und politischem Geplotte.

Natürlich stehen bei den Requiem-Sessions oft (und manchmal: zu oft) die politischen Konflikte oder die Abwehr irgendwelcher Gefahren von außen (und innen) im Fokus des Spiels.

Wer hierdurch aber sein Charakterspiel völlig auf die Bund-/Clan-/Politikschiene niederdampfen lässt, der "verpasst" quasi die SEELE seines Vampirs. Seine Individualität. Das, was ihn ausmacht.

Ich nehme mal drei Beispiele:

Erstens: Ich, offplay
Ich bin Mittdreißiger vom Clan Schroth und gehöre dem Bund der Werbetreibenden an. Nichts davon aber definirt mich wirklich oder drückt das aus, was ich in mir sehe oder als was ich mich empfinde. Würde ich mich nur gemäß den Klischees/Vorgaben/Pflichten der genannten Gruppen/Konzepte verhalten, ich wäre in keinster Weise der Mensch, der ich bin. Erst meine Geschichte, meine Hobbies (u.a. Rollenspiel), meine Hoffnungen und Träume und auch meine Ängste machen aus mir ein vollständiges, liebens- oder hassenswertes Wesen.

Zweitens: Solomon Birch
Der Erste der Lancea Sancta in der Romantrilogie "A Hunger Like Fire"/"Blood In, Blood Out"/"Virtue and Viciousness" ist selbst als Geheiligter und Daeva bereits ein rundum ausgestalteter Antagonist, dessen Motivation dem Leser klar verständlich dargelegt werden. In dieser Hinsicht wäre er wohl also bereits ein "perfekter (N)SC". Trotzdem: Liest man sich die Trilogie durch, entdeckt man, dass die hauptsächliche Motivation innerhalb der Trilogie nicht aus der Motivation des Daeva oder des Geheiligten Burch kommt, sondern aus seinem "Hobby", der Zucht einer perfekten Familie, deren Erbe stark genug ist, der Verrsuchung durch einen Verdammten zu widerstehen (und ultimativ: Ihn selbst zu vernichten). Dito Duce und Persephone (pervertierte Sex-Beziehung ihrer Bestien), dito der Nosferatu-Älteste (regelmäßiger Besuch der lebendige Enkelin in der Klinik (sie ist selbst eine Greisin geworden, er bringt ihr Schokolade))

Drittens: Uräus
Gewis hätte Uräus auch ohne Hobies oder anderweitige Interessen "genug zu tun". Er wäre ohne seine "Außerpolitischen Interessen" aber nur ein Invictus-Abziehbild und grässlich langweilig. Uräus ist Film-Fan, verwendet einen Großteil seiner Zeit dem Verfolgen des aktuellen Film-Geschehens. Im Spiel sagte er einmal: "Es ist unmöglich, den vollen Umfang seines Requiems in Gänze zu erfassen. Oder zu ertragen. Meine Liebe zum Film hilft mir dabei, mein Los besser zu ertrragen. Wann immer ich mich niederlegen will oder mir mein Leben unerträglich wird, nehme ich mir nicht mehr vor, als diesen oder jenen vorangekündigten Film noch sehen zu wollen, ehe es zu Ende geht. So schreite ich - Premiere für Premiere - mein Requiem voran." Man merkt: Es hängt für ihn viel mehr "dran" an seinem "Hobby", und was einmal als charakterlicher "Quirk" gedacht war ist im Spiel längst zu einem zentralen Aspekt seines Wesens geworden, der mir auch auf Session Bestes leistet, um den Abend interessant zu finden und Gesprächsthemen zu generieren.

Das sind nur 3 Ausschnitte, aber vielleicht generieren diese schon ein paar Ideen, was "Vampire in ihrer Freizeit tun".

Und vor allem: DASS sie etwas tun MÜSSEN, um nicht dem Wahnsinn anheim zu fallen (dadurch erfolgt auch eine Begünstigung der Fanatisierung: Vampire haben keine "Jobs" per se, können sich aber BESTENS über Politik und Pflichten in ihrem Bund beschäftigt halten. Verzichten sie darauf, riskieren sie allumfassenden Ennui!)

AAS, Berlin



Bei jüngeren Vampiren kann man da normalerweise wieder Gewohnheiten aus dem menschlichen Leben übernehmen (oder auch im Gegenteil: Sachen, die der Vampir als Mensch nicht machen konnte/durfte).

Wenn einem einfach nur ein paar Ideen fehlen, was es alles für Hobbies gibt, könnte so eine Liste vielleicht als Anregung dienen, was so zum Charakter passen könnte.
Allerdings sollte es natürlich einen Grund geben, warum der Charakter denn dieses bestimmte Hobby hat.

Joa... womit ich noch ganz gute Erfahrungen gemacht habe, sind bestimmte philosophische bzw. theologische Schulen, denen der Charakter anhängt, ruhig auch ziemlich verschrobene oder verstaubte (Nachteil: man muss sich selbst gut genug damit auskennen)... beispielsweise die "Tabula rasa"-Theorie (der Charakter könnte dann der Meinung sein, mit der entsprechenden Umwelt den "perfekten Diener" züchten zu können) oder Formen des Sozialdarwinismus samt Gruppenselektion, oder die Lehre von Thomas von Aquin (daraus könnte folgen: Eine gegen Menschen begangene Sünde wiegt bei weitem nicht so schwer wie eine gegen Gott)... oder der Charakter ist immernoch der festen Meinung, dass die Phrenologie (Vermessung vom Schädel) ihm tiefere Einsichten in die geistigen und charakterlichen Eigenschaften seiner Mitmenschen gewährt.

Da kommt man dann auch dem hier:

>Und vor allem: DASS sie etwas tun MÜSSEN, um nicht dem Wahnsinn anheim zu fallen

deutlich näher... und das halte ich für ziemlich wichtig, gerade bei etwas älteren Vampiren, die letztendlich gemerkt haben, dass einfach nur "Spaß haben" eben nicht mehr geht sondern alles nur fader Nachgeschmack ist.

Aglazan



>Joa... womit ich noch ganz gute Erfahrungen gemacht habe, sind bestimmte philosophische bzw. theologische Schulen, denen der Charakter anhängt, ruhig auch ziemlich verschrobene oder verstaubte (Nachteil: man muss sich selbst gut genug damit auskennen)... beispielsweise die "Tabula rasa"-Theorie (der Charakter könnte dann der Meinung sein, mit der entsprechenden Umwelt den "perfekten Diener" züchten zu können) oder Formen des Sozialdarwinismus samt Gruppenselektion, oder die Lehre von Thomas von Aquin (daraus könnte folgen: Eine gegen Menschen begangene Sünde wiegt bei weitem nicht so schwer wie eine gegen Gott)... oder der Charakter ist immernoch der festen Meinung, dass die Phrenologie (Vermessung vom Schädel) ihm tiefere Einsichten in die geistigen und charakterlichen Eigenschaften seiner Mitmenschen gewährt.

Eben, irgendwelchen veralteten philosphischen oder psychologischen Schulen anzuhängen ist für einen intelligenten Vampir sogar recht plausibel - denn man versuche einmal, die Phänomene der WoD (Geistererscheinungen, belebte tote Materie en masse) mit "moderner" Wissenschaft in Einklang zu bringen. Es scheitert spätestens daran, dass der Vampir feststellt, dass sein eigenes Unleben nur durch Neurophysiologie nicht zu erklären ist. Folglich sind diese Theorien falsch - und der Vampir auf erneuter Suche...

Gast



Ich glaube Probleme bereiten so Vorstellungen wie, ein Vampir geht ins Kino, sammelt Bierdeckel oder spielt gerne Brettspiele ... das passt auf den ersten Blick nicht in das Bild ...
Solche Beschäftigungen und Hobbies muss man wahrscheinlich schon sehr gut erklären und mit einem Hintergrund versehen, die das ganze irgendwie ... düsterer, wahnsinniger, hintersinniger machen, wenn man sie schon verwenden will.

Was das alltägliche Unleben eines Vampirs angeht, sollte man auch bedenken, dass das Überleben wesentlich schwieriger ist. Allein die "Nahrungsaufnahme" wird viel mehr Zeit beanspruchen - klar, wir gehen in den Supermarkt und kaufen ein ... als Jäger bist du vielleicht mindestens ne Stunde unterwegs und wenn etwas schief geht wirds noch länger dauern.

Beschäftigungen wie des nächtens die zuckende Menge in einer Disco beobachten oder die oben schon genannten Studien oder vielleicht ja auch mal Experimente bezüglich irgendwelcher Theorien fügen sich definitiv leichter in ein Vampirbild ein und bieten hervorragende Spiel und Gesrprächsaufhänger.

Und dann gibt's ja noch den allseits beliebten oder oder selbst was machen :romeo: oder malen und manche mögen ja auch den da so gerne, dass man's als ihr Hobby betrachten könnte. Was man im Live gerne vergisst, ist die Tatsache, dass die Welt der Dunkelheit nicht unsere Welt ist, sondern nur eine ähnliche aber eben ... düstere (tschuldigung für den massiven Gebrauch des Wortes

Sebastian, Nürnberg



>Ich glaube Probleme bereiten so Vorstellungen wie, ein Vampir geht ins Kino

Würde Dir da widersprechen ! Als Vampir ist man keine leere Hülle, die nur auf die Nahrunsgaufnahme und das Spinnen von Intrigen aus ist. Zunächst ist man die Verlängerung des 'normale' früheren Menschens. Klar man hat sich verändert, aber trotzdem bleibt viel des 'Alten' übrig.

Des Weiteren muss man bedenken, dass man ewig viel Zeit hat. Man kann sich insoweit (selbst wenn es jeweils nur eine Stunde in der Nacht sein sollte) sehr lange Zeit mit der Perfektionierung seiner Hobbys beschäftigen. Außerdem ist zu bedenken, dass ein Vampir normalerweise nicht seine ganze Wachphase mit
Arbeiten verschwenden muss. Jagen und Gut !

Irgendwie muss man seine 'Freizeit' ja rumkriegen und da sind Hobbys eine gute ablenkung (bsi sie selbst irgendwann langweilig werden !) . Weiterer Punkt an den herkömmlichen Dingen festzuhalten ist die Bekämpfung der Bestie und deren Ausbreitung. Bewußte menschliche Dinge in den Fordergrund zu schieben, kann helfen sich gegen das schleichende verkommen zur wehr zu setzten.

Dirk, Berlin



Möp, das Forum hat meinen ersten Post Versuch geschluckt

Also nochmal in sehr kurz:
- Wollte nicht sagen, dass Vampire nur jagen und intrigieren.
- Klar beeinflusst das frühere menschliche Leben das vampirische Dasein, aber die Unterschiede, die Veränderungen und der Wandel ist so gravierend, dass dies sehr großen Einfluss auf das Verhalten, den Charakter und die Ansichten der Person hat.

- Junge Vampire versuchen sicher noch eher dem alten menschlichen Leben zu folgen, je älter sie werden desto deutlicher wird die Differenz zwischen den Welten.

Konkret zum Thema
- Problem ist die Vorstellung, das Vampire, Kinder der Nacht, blutaugende Jäger, Verdammte nächsten Mittwoch zum VW Treffen gehen und dort mit nem Bier in der Hand über Heckspoiler fachsimpeln.

- Lösung, damit dies aber doch erklärbar, logisch und stimmungsvoll wird hat Veles ja auch schon gegeben:
- absolute und obessesive Perfektionierung des Hobbies
- heftiges Festhalten am Hobby, da es einen an das eigene, frühere Leben erinnert
- Hobby zum Schutz vor der Bestie
=> Das wollte ich mit "normalen Hobbies düstere, wahnsinnigere, hintersinnigere Hintergründe geben" ausdrücken

- Neben Überlegungen zur Logik der Welt halte ich das im Auge behalten der Grundstimmung für wichtig. Wenn man im Live Spiel nur Vampiren begegnet, die auch der Nachbar von nebenan sein könnten und mit denen man sich dann über das letzte Bundesligaspiel unterhält geht die Stimmung flöten. Dem Ganzen eine dezente Wendung ins (und schon wieder) "Düstere" zu geben halte ich für wichtig.

Sebastian, Nürnberg



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